Meine Rundgänge finden oft ausserhalb der viel besuchten Innenstadt statt. In den Aussenquartieren ist es ruhiger. Am südlichen Ufer des Arno liegt das Oltrarno Viertel. Früher war es das Florenz der einfachen Leute, mit kleinen Werkstätten, wo Leder, Glas, Bronze, Holz Marmor, Gold und Silber verarbeitet wurde.
Oberhalb des Quartiers thront die Festung Forte di Belvedere. Gebaut wurde sie um 1590 im Auftrag von Ferdinand I. de’Medici. Sie sollte die Macht der Medici über die Stadt sichern und demonstrieren. Das besondere an der Festung war, dass die Kanonen auch gegen die Stadt gerichtet werden konnten, um sich gegen aufmüpfige Untertanen zu wehren.
Nach zwei tödlichen Unfällen, bei denen Besucher von der Mauer stürzten, öffnet die Festung ihre Tore nur noch für Open-Air-Ausstellungen.
Eine der verunglückten Personen war Veronica Locatelli. Sie war Dozentin an der Universität für Erziehungswissenschaften und Forscherin an der renommierten Academia della Crusca, Künstlerin, Regisseurin und Autorin von Kurzfilmen und Videoinstallationen.

Den Fussmarsch zur Festung habe ich hier aufgezeichnet.
Die viel besuchten Sehenswürdigkeiten sollten am besten am frühen Morgen besucht werden. Ausser vereinzelten Touristen und Lieferanten sind nur wenige Leute auf der Strasse. Also habe ich das Lernen kurzerhand auf den Nachmittag verschoben und bin zu Beginn der Woche früh aufgestanden.
Ein grosser Touristenmagnet ist die Ponte Vecchio. Die Brücke wurde im 14. Jahrhundert nach zehnjähriger Bauzeit fertig gestellt. Interessant an diesem Bauwerk ist der Übergang, oberhalb der Ladenzeile. Der sogenannte Vasarikorridor wurde im Auftrage Cosimos I. de’ Medici im Jahre 1565 von Giorgio Vasari gebaut. Der Korridor verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti und überquert dabei den Fluss Arno. So konnten die Palastbewohner vom gemeinen Volk unbehelligt zwischen Wohnsitz und Rathaus hin- und herpendeln. Der Vasarikorridor ist derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen.
Eindrücke zur Ponte Vecchio
Gestern bebte zweimal die Erde in Florenz. Mit einer Stärke von 3.4 und 3.7 auf der Richterskala, konnte man die Erschütterungen gut wahrnehmen. Die Fensterläden wackelten in ihren Angeln und das Bett machte einen „Hopser“. Gemäß Erdbebendienst war das Zentrum in Inpruneta, etwa 14 km südlich von Florenz entfernt. Der Erdbebendienst in der Toskana meldet alle Beben auf dieser Webseite:
Erdbebendienst Toskana
Es wird wärmer in der Stadt. Das spürt man auf den Gehsteigen, wo sich die Luft von der Sonne und den Abgasen an den Hauswänden erwärmt. Ich werde in Zukunft diesem Umstand Rechnung tragen. Neben dem Einkauf und Wäsche waschen, will ich meine Aktivitäten in der Stadt ebenfalls auf den Vormittag planen. Den Nachmittag halte ich mir für das Lernen frei. Bevor dann meine Mitbewohnerinnen nach Hause kommen, kann ich die freie Küche noch nutzen, um etwas zu kochen.
In einer Seitengasse in der Altstadt ist mir eine Hauswand mit zwei Tafeln aufgefallen. Es sind Wassermarken, die den Wasserstand nach einem Hochwasser im Jahr 1333 und 1966 markieren, als Florenz komplett im Wasser versank. Die Stadt wurde zwar immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. Doch Hochwasser des Jahres 1966 übertraf allerdings sämtliche Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Insgesamt starben 34 Menschen, 17 davon in Florenz.
Der Fluss ist heute nicht mehr schiffbar. Das Santa Rosa Wehr zwischen der Ponte Amerigo Vespucci und der Ponte alla Carraia verhindert einen durchgängigen Abfluss. Für Touristen werden oberhalb des Wehrs Kanufahrten angeboten. Das Wasser ist dort ruhiger, weil das Wehr die Fliessgeschwindigkeit bremst.
Ich habe meinen Fussmarsch auf dem Südufer fortgesetzt. Durch das Oltrarno Quartier, an der alten Stadtmauer vorbei in Richtung Parco delle Cascine. Den Rundgang habe ich hier aufgezeichnet.

Mitte der Woche hatten wir zwei Regentage. Ich war zu Hause geblieben und hab die Zeit für Lernen und Hausarbeiten genutzt. In einem vier Personen Haushalt mit nur einer Waschmaschine, wird das Waschen zu einer Herausforderung. Weil es zudem regnete, musste die Wäsche auf einen Wäscheständer im Hause trocknen, während die nächste Mitbewohnerin auf den freien Ständer wartete.
Wenn man in Florenz ist, kommt man nicht um ihn herum. Er ist der Anziehungspunkt in der Stadt. Die gewaltige Kuppel ist ein Wunderwerk der Baukunst des 15. Jahrhundert des Architekten Filippo Brunelleschi. Allein der Bau der Kuppel dauerte 16 Jahre und ist eine technische Meisterleitung der frühen Renaissance. Der Duomo oder die Kathedrale Santa Maria del Fiore, wie die Bischofskirche auch genannt wird.
Nur zu gerne hätte ich das Bauwerk von innen betrachtet. Die lange Menschenschlange vor dem Eingang hat mich mehrmals davon abgehalten. Die Wartezeit für den Einlass beträgt zeitweise zwischen einer und zwei Stunden. Geplante Führungen dürfen ohne eine Wartezeit hinein. Eine Führung kostet je nach Dauer, zwischen 22 und 70 Euro. Gesprochen wird ausnahmslos in Englisch.
Eine knapp vier Minuten lange Dokumentation auf YouTube illustriert den Bau der Kuppel anhand eines Zeichentrickfilms. Dazu muss man wissen: Der Erbauer, Filippo Brunelleschi, war gar kein Architekt, sondern Goldschmid.

Wenn ich aus der Stadt entfliehen möchte, gehe ich in den Parco delle Cascine. Der Park bietet viel Natur und Ruhe. Zudem ist er ein Ort, wo sich der Florentiner vom Alltag erholt oder Sport treibt. Ich habe im zweiten Wochenbericht darüber berichtet.
Er ist leider auch ein Aufenthaltsort für Migranten aus Afrika. Sie leben hier ohne Dach über dem Kopf. Betteln die Leute um Geld an oder verkaufen Drogen. Unheimlich wird es dann, wenn Sie plötzlich im Wald vor dir stehen und dich von oben bis unten mustern. Die Polizei war heute mit einem Grossaufgebot vor Ort. Bis auf ein Erlebnis, hatte ich keine Erfahrungen mit Kriminellen machen müssen. Den Spaziergang habe ich hier aufgezeichnet.