Letzte Woche bekam ich Besuch von meiner Familie. Wir waren uns einig, nicht im Touristenstrom von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu pilgern. Ausgehend vom Piazzale Michelangelo und der Kirche San Miniato al Monte, folgten wir der Viale Galileo, welche die Quartiere San Niccolo und Oltrarno verbindet. Nach etwa einer Viertelstunde verliessen wir die Strasse und folgten einem schmalen Weg den Hügel hinab, vorbei an einzelne Häuser und Olivenhaine. Während zwanzig Minuten wurde unser Spaziergang begleitet von Stille. Es gab keine Autos, die hupend vorbeifuhren, keine Touristen, die auf engen Gehwegen plötzlich stehen blieben, um Selfies zu machen. Es fühlte sich an, als wären wir die einzigen Menschen in der Stadt.

Ein weiterer Ausflug brachte uns nach Fiesole. Bei strömenden Regen fuhren wir mit dem Bus hinauf in die Hügel. Dort besichtigen wir den Dom und das Kloster San Francesco. Der Regen trieb uns bald in ein Bistro, wo wir uns aufwärmten und etwas tranken. Das Kloster San Francesco bietet bei schönem Wetter einen fantastischen Blick auf die Hügel von Fiesole und der Stadt Florenz. Es war aber ausser Regen und Nebel nicht viel zu sehen. Über Fiesole habe ich im zweiten Wochenbericht berichtet.
Es gibt eine Touristenattraktion, die wir uns nicht haben entgehen lassen. Der Sightseeing Bus durch Florenz. Während einer Stunde fährt er im dichten Verkehr durch die Stadt. Man darf getrost die Fahrt geniessen, während der Fahrer durch die engen Strassen zirkelt und dabei höllisch auf Fussgänger aufpassen muss. Auch Bistro Gäste, welche an den Strassenrändern ihren Spritz trinken, sollten ihre Hände besser auf dem Tisch lassen, wenn der Hip On-Hip Off Bus durch das Quartier Santa Croce fährt.
Mit dem Bus durch das Quartier
Mitte der Woche suchten meine Tochter und ich die Biblioteca delle Oblate auf, in unserer Tasche einige Bücher und Schulunterlagen, um auf der überdachten Terrasse in aller Ruhe zu arbeiten. Über die Bibliothek habe ich im ersten und dritten Wochenbericht berichtet. Wir besorgten uns einen Bistro Tisch und zwei Stühle, die in einer Ecke der Terrasse standen, und begannen, etwas abgelegen von den anderen Studierenden, mit unserer Arbeit. Nach einer Dreiviertelstunde baute sich plötzlich ein Angestellter vor uns aus. Er erklärte uns, dass dieser Bereich nur von Studenten benutzt werden darf. Touristen dürfen keine Tische und Stühle benützen. Herumspazieren sei erlaubt, sich setzen aber verboten.
Schneller als erwartet ging die gemeinsame Zeit vorüber und meine Familie musste den Heimweg antreten. Geblieben sind großartige Momente und viele lustige Augenblicke. Obwohl das Wetter nicht immer rosig war, haben wir die Zeit zusammen sehr genossen.
Ein grosser Schreck erwartete mich dann zu Hause. Während meiner Abwesenheit wurde in die WG eingebrochen. Alle Zimmertüren standen offen. Schränke und Schubladen wurden durchsucht. Nach einer ersten Einschätzung wurde mir persönlich nichts gestohlen. Einzig ein Handy einer Mitbewohnerin wurde entwendet, welche am gleichen Tag Anzeige erstattete.
Bei einem weiteren Streifzug durch die Stadt, stiess ich auf den Cimitero degli Inglesi. Der englische Friedhof, wie er hier genannt wird. Er liegt an der Piazzale Donatello auf einer natürlichen Anhöhe, die Anfang des 19. Jahrhundert ein beliebter Aussichtspunkt für Zuschauer der Fußballpartien auf der anliegenden Wiese war, der heutigen Viale Matteotti. Heute befindet sich der Hügel inmitten der Ringstrasse. Das heutige Erscheinungsbild des Friedhofs geht auf einen Entwurf von Giuseppe Poggi aus dem Jahr 1870 zurück, als die Stadtmauern für die Errichtung des Piazzale Donatello abgerissen wurde.
Vor 1827 konnten in Florenz verstorbene Nichtkatholiken und Nichtjuden nur in Livorno bestattet werden. Im Jahr 1827 erwarb die Evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz Land vor der mittelalterlichen Mauer und dem Tor von Porta a Pinti.
Zwischen 1827 und 1878 fanden hier die sterblichen Überreste von 1409 Personen aus 16 unterschiedlicher Nationalitäten ihre letzte Ruhe, darunter 760 Engländer und 433 Schweizer – Unternehmer genauso wie Kulturschaffende.
Eine Insel des Friedens