Florenz – siebter Wochenbericht

Die Porta San Niccolo liegt zwischen der Ponte alle Grazie und der Ponte a San Niccolo. Hier begannen einst die Stadtmauern am Fluss. Das Eingangstor mit Turm wurde im Jahre 1324 gebaut und sollte den Zugang zur Stadt von Süden her sichern. Er ist der einzige Turm der ehemaligen Stadtbefestigung, der nach der Besetzung von Florenz im Jahre 1529 nicht abgerissen wurde. Die Geschosse der Artillerie konnten den Turm nicht erreichen, weil der Miniato Hügel vor ihm steht. Der Turm zeigte noch heute den ursprünglichen Zustand aller Stadttoren von Florenz. Besucher dürfen den Turm von Mitte Juni bis August besteigen. Schade. Da bin ich leider wieder zu Hause. Die Sicht auf die Stadt von dem 45 m hohen Bauwerk wäre bestimmt imposant gewesen.

Torre San Niccolo

Nach einer von Mücken geplagte Nacht, machte ich mich heute Morgen früh auf den Weg. Es trieb mich abermals zur Stadt hinaus. Über die Ponte Vecchio, hinauf zur Forte del Belvedere, auf einer schmalen Strasse entlang Richtung Hinterland. Autos gibt es auf dieser Strasse kaum. In der Regel werden die engen Wege im Einbahnverkehr befahren. Für die Fussgänger ist das Kreuzen deshalb nicht weniger gefährlich, wie man hier deutlich sehen kann.
Wenn die Mauern der Villenbesitzer weichen, wird die Sicht frei auf die typische, toskanische Hügellandschaft. Die Stadt ist weit weg. Es wird ruhiger. Den Fussmarsch habe ich hier aufgezeichnet.

Tagwache heute um 6:00 Uhr. Wer die Florenzer Sehenswürdigkeiten fotografieren will, ohne anderen auf die Füsse zu stehen, der muss früh raus. Nach einem Kaffee im Hause bin ich los und war um 7:00 Uhr vor dem Duomo. Zu diesem Zeitpunkt vermag die Sonne das Bauwerk noch nicht erreichen. Darum musste ich mich mit einer Mischung aus Hell und Dunkel zufriedengeben, was sich nicht immer positiv auf das fotografierte Objekt auswirkt. Um 8:00 ist es dann schon aus mit der Ruhe. Die ersten Touristen sind unterwegs, Lieferanten beliefern ihre Kunden und die Strassenreiniger reinigen Plätze und Gassen mit ihren Fahrzeugen. Einige Bilder von diesem Morgen habe ich online gestellt.
Auf dem Heimweg bog ich in eine der tausend Gassen ab, die es in der Stadt gibt, und staunte nicht schlecht. Vor mir standen zwei 40 Tönner Lastwagen. Kaum vorstellbar, wie die Fahrer diese Fahrzeuge durch die engen Strassen und Gassen gezirkelt haben, bis sie endlich die Innenstadt erreicht hatten. Gerne hätte ich einen der Fahrer gefragt. Aber leider schliefen beide in ihren Kabinen.

Zwei 40 Tönner in der Via di Giuseppe Verdi

Jeden zweiten Tag gehe ich einkaufen. Gleich in der Nähe gibt es einen Penny Supermarkt und diverse Marktstände in der gleichen Strasse. Die meisten Lebensmittel kann man mit einem kleinen Budget besorgen. Putz- und Pflegemittel sind im Vergleich zu den Lebensmitteln teurer, aber immer noch günstiger als in der Schweiz. Wenn ich meine Kosten pro Tag ausrechne, inkl. Lebensmittel, Putz- und Pflegekosten, aber ohne Restaurantbesuche und Einkäufe an der Strasse, komme ich auf knapp 5 Euro pro Tag. Hier habe ich einen typischen Einkaufskorb zusammengestellt. Für mich reicht der Einkauf mindestens für zwei Tage. Kosten: 6.67 Euro!

Gestern hatten wir Besuch in der WG. Einige Kolleginnen meiner Mitbewohnerinnen kamen auf einen Apéro vorbei. Da eine Mitbewohnerin kein Italienisch sprach, wurde Englisch gesprochen, was ich wiederum sehr schade fand. Gerade Anfänger hätten sich doch prima gegenseitig in der Landesprache gut unterstützen können.
Obwohl es spät später wurde, bin ich heute für einen Ausflug in die Innenstadt früh aufgestanden. Vor dem Duomo hatte sich eine Filmcrew niedergelassen. Wie es aussah, sollte eine Szene gedreht werden, in der ein Kellner einem Gast ein Café mit Dolci serviert. Und dies draussen auf dem Platz. Es war gerade 07:30. Es gab um diese Zeit schon regen Verkehr. Die Helfer hatten sichtlich Mühe, Lieferanten in ihren Autos, Fahrradfahrer und Passanten vom Set fernzuhalten. Es dauerte etwa 15 Minuten, bis die Szene im Kasten war.

Filmcrew vor dem Battistero beim Duomo

Links aussen sieht man den Gast, der von einem Kellner bedient werden soll. Der Kameramann hockt auf einer Kiste. Gleich hinter ihm die Regisseurin.

Florenz – sechster Wochenbericht

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert begann eine expansive Wachstumsperiode in Florenz. Die Stadtmauer wurde zu einem Hindernis in der Stadtentwicklung. Sie wurde zum grössten Teil abgerissen oder nach Plänen von Giuseppe Poggi durch Boulevards ersetzt. Heute führt eine Umfahrungstrasse auf den Boulevards rund um die Innenstadt. Wer in Florenz wohnt, braucht eigentlich gar kein Auto. Die Stadt ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Es fahren regelmässig Busse von den Aussenquartieren und den umliegenden Dörfern, bis an den Rand der Innenstadt. Viele Roller und Fahrräder ergänzen das hektische Treiben auf den Strassen. Aber Achtung: Wer als Fussgänger unterwegs ist, muss sehr vorsichtig sein. Als „Pedoni“ steht man ganz unten in der Hierarchiestufe des Strassenverkehrs und hat dementsprechend weinig Rechte. Überquere also nie eine Strasse, wenn das Signal auf Rot steht!


Zu Beginn der Woche war ich wieder unterwegs. Ausgehend von meiner WG gings in die Innenstadt. Danach über den Fluss ins Oltrarno Quartier, der alten Stadtmauer entlang zur Porta San Frediano. Das Tor, als Teil des sechsten Mauerrings, wurde zwischen 1332 und 1334 an der sehr wichtigen Strasse nach Pisa nach einem Entwurf von Andrea Pisano errichtet. im Gegensatz zum Gebiet nördlich des Arno wurden die Mauern in diesem Bereich nicht abgerissen, um Platz für Alleen zu schaffen, sondern es wurden zusätzliche Öffnungen an den Toren angebracht, um den Durchgang von Personen und Waren zu erleichtern. Die große Holztür mit ihren Riegeln ist original, ebenso wie die schmiedeeisernen Ringe zum Anbinden von Pferden. Die Schlüssel zur Porta San Frediano sind noch heute im Museo Tracce di Firenze im Palazzo Vecchio zu sehen.

Porta San Frediano

Von der Porta San Frediano folgte ich der alten Stadtmauer bis zur Porta Romana. Dieses Tor wurde zwischen 1328 und 1331 im Rahmen der Arbeiten am letzten Mauerring errichtet, von dem noch zwei lange Abschnitte mit dem Stadteingang verbunden sind.

Alte Stadtbefestiung in Richtung Porta Romana

Den Stadtrundgang habe ich hier aufgezeichnet.

Wenn man im Quartier Oltrarno spazieren geht, kommt man irgendwann am Florentiner Renaissance-Palast Palazzo Pitti vorbei. Das Gebäude wurde ab 1458 für den Kaufmann Luca Pitti erbaut. Nachdem Pitti an einer Teilnahme einer Verschwörung überführt worden war und im Gefängnis starb, blieb der Bau für fast hundert Jahre unvollendet. Erst nachdem er 1549 an die Gattin von Cosimo I. de’ Medici verkauft worden war, begann man mit Umbauten, den Erweiterungsbauten und der Anlage des Giardino di Boboli. Ab dem 16. Jahrhundert war der Palazzo Residenz der Herzöge von Toskana und ab 1864 der Florentiner Amtssitz von König Viktor Emanuel III. Im Jahre 1919 trat er ihn an den italienischen Staat ab. Seither ist der Palazzo Pitti mit seiner Gemäldesammlung öffentlich zugänglich.

Der über 200 Meter lange Palazzo Pitti

Neben dem Erlernen der italienischen Sprache und meinen Ausflügen, suche ich oft im Internet nach Sehenswürdigkeiten oder Orte von Ereignissen hier in Florenz, die wenig Aufmerksamkeit erregen und daher nicht stark von Touristen frequentiert sind. Dabei bin ich auf den Begriff “La strage di via dei Georgofili” (Das Massaker von Via dei Georgofili), gestossen.
In einer Seitenstrasse der Uffizien, spielte sich in der Nacht vom 27. Mai auf den 28. Mai 1993 eine Tragödie ab. Niemand ahnte Schlimmes, als um Mitternacht ein Fiat Fiorino in der Via dei Georgofili, abgestellt wurde. Eine Stunde später explodierten 300 kg Sprengstoff und tötete eine vierköpfige Familie, darunter zwei Mädchen, 9 Jahre und 50 Tage alt. Sie wohnten im obersten Stockwerk des Pulci-Turms, der direkt neben dem Museum liegt. 30 Personen werden zudem verletzt. Zu den Opfern zählte auch ein 22-jähriger Student. Der Turm war durch die Wucht der Explosion eingestürzt.
Bald war klar, dass die Mafia für das Attentat verantwortlich war. Inwiefern Politiker mit ihrem Wissen involviert waren, lässt sich nicht mehr klären. Die Mailänder Staatsanwaltschaft klagte viele Politiker der grossen Parteien an. Betroffen war auch die Partei “Democrazia Cristiana”. Ihr Chef, Bettino Craxi, floh nach Tunesien ins Exil.
In ein paar Tagen erinnert sich Florenz zum 29. Mal an die Opfer:
Fabrizio, Angela, Nadia, Caterina und Dario.

Als ich anfangs April mein Zimmer bezog, wurde noch geheizt. Das heisst aber nicht, dass mein Zimmer warm war. Die Heizung wurde zwar abends eingeschaltet, aber der kleine Radiator im Zimmer gab nur sehr wenig Wärme ab. Wenn ich fror, blieb mir nichts anderes übrig, als in der Küche etwas zu kochen, ober frühzeitig unter die Bettdecke zu verschwinden. Mittlerweile ist der Sommer in Florenz angekommen und die Nächte sind nicht mehr so kalt.

Die italienische Grammatik auf der Stufe A1-A2 ist gut lernbar. Schwieriger für mich wird es ab Stufe A3. Wenn ich die ersten beiden Stufen beherrsche, komme ich sehr gut zurecht. Die Verständigung macht mir eher zu schaffen. In der Schule sprechen die Lehrpersonen betont deutlich und langsam, was gut verständlich ankommt, während die Menschen auf der Strasse, für mein Verständnis, eher zu schnell sprechen oder viele Wörter einfach verschlucken. Oft muss ich nachfragen, wenn ich nicht alles verstanden habe. Danach wechseln sie ins Englische. Non hanno pazienza!

Ein Erlebnis der besonderen Art hatte ich heute auf dem Markt. Weil es im Supermarkt kein dunkles Brot mit Salz gab, versuchte ich es auf dem Wochenmarkt. Also ging ich zum Bäckerstand, stellt mich neben einen älteren Herrn, und verlangte ein dunkles Brot mit Salz. Daraufhin erklärte mir der Verkäufer, in der ganzen Toskana werde kein dunkles Brot mit Salz verkauft. Salz sei nur im weissen Brot enthalten. Der ältere Herr neben mir wendete sich zu mir, griff mit der Hand in seinen Schritt und sagte:
Il sale non fa bene alle uova!
Nun, so habe ich das noch nie gesehen!

Florenz – fünfter Wochenbericht

Meine Rundgänge finden oft ausserhalb der viel besuchten Innenstadt statt. In den Aussenquartieren ist es ruhiger. Am südlichen Ufer des Arno liegt das Oltrarno Viertel. Früher war es das Florenz der einfachen Leute, mit kleinen Werkstätten, wo Leder, Glas, Bronze, Holz Marmor, Gold und Silber verarbeitet wurde.
Oberhalb des Quartiers thront die Festung Forte di Belvedere. Gebaut wurde sie um 1590 im Auftrag von Ferdinand I. de’Medici. Sie sollte die Macht der Medici über die Stadt sichern und demonstrieren. Das besondere an der Festung war, dass die Kanonen auch gegen die Stadt gerichtet werden konnten, um sich gegen aufmüpfige Untertanen zu wehren.
Nach zwei tödlichen Unfällen, bei denen Besucher von der Mauer stürzten, öffnet die Festung ihre Tore nur noch für Open-Air-Ausstellungen.
Eine der verunglückten Personen war Veronica Locatelli. Sie war Dozentin an der Universität für Erziehungswissenschaften und Forscherin an der renommierten Academia della Crusca, Künstlerin, Regisseurin und Autorin von Kurzfilmen und Videoinstallationen.

Den Fussmarsch zur Festung habe ich hier aufgezeichnet.

Die viel besuchten Sehenswürdigkeiten sollten am besten am frühen Morgen besucht werden. Ausser vereinzelten Touristen und Lieferanten sind nur wenige Leute auf der Strasse. Also habe ich das Lernen kurzerhand auf den Nachmittag verschoben und bin zu Beginn der Woche früh aufgestanden.
Ein grosser Touristenmagnet ist die Ponte Vecchio. Die Brücke wurde im 14. Jahrhundert nach zehnjähriger Bauzeit fertig gestellt. Interessant an diesem Bauwerk ist der Übergang, oberhalb der Ladenzeile. Der sogenannte Vasarikorridor wurde im Auftrage Cosimos I. de’ Medici im Jahre 1565 von Giorgio Vasari gebaut. Der Korridor verbindet den Palazzo Vecchio mit dem Palazzo Pitti und überquert dabei den Fluss Arno. So konnten die Palastbewohner vom gemeinen Volk unbehelligt zwischen Wohnsitz und Rathaus hin- und herpendeln. Der Vasarikorridor ist derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen.
Eindrücke zur Ponte Vecchio

Gestern bebte zweimal die Erde in Florenz. Mit einer Stärke von 3.4 und 3.7 auf der Richterskala, konnte man die Erschütterungen gut wahrnehmen. Die Fensterläden wackelten in ihren Angeln und das Bett machte einen „Hopser“. Gemäß Erdbebendienst war das Zentrum in Inpruneta, etwa 14 km südlich von Florenz entfernt. Der Erdbebendienst in der Toskana meldet alle Beben auf dieser Webseite:
Erdbebendienst Toskana

Es wird wärmer in der Stadt. Das spürt man auf den Gehsteigen, wo sich die Luft von der Sonne und den Abgasen an den Hauswänden erwärmt. Ich werde in Zukunft diesem Umstand Rechnung tragen. Neben dem Einkauf und Wäsche waschen, will ich meine Aktivitäten in der Stadt ebenfalls auf den Vormittag planen. Den Nachmittag halte ich mir für das Lernen frei. Bevor dann meine Mitbewohnerinnen nach Hause kommen, kann ich die freie Küche noch nutzen, um etwas zu kochen.
In einer Seitengasse in der Altstadt ist mir eine Hauswand mit zwei Tafeln aufgefallen. Es sind Wassermarken, die den Wasserstand nach einem Hochwasser im Jahr 1333 und 1966 markieren, als Florenz komplett im Wasser versank. Die Stadt wurde zwar immer wieder von Überschwemmungen heimgesucht. Doch Hochwasser des Jahres 1966 übertraf allerdings sämtliche Hochwassermarken der vergangenen Jahrhunderte. Insgesamt starben 34 Menschen, 17 davon in Florenz.

Der Fluss ist heute nicht mehr schiffbar. Das Santa Rosa Wehr zwischen der Ponte Amerigo Vespucci und der Ponte alla Carraia verhindert einen durchgängigen Abfluss. Für Touristen werden oberhalb des Wehrs Kanufahrten angeboten. Das Wasser ist dort ruhiger, weil das Wehr die Fliessgeschwindigkeit bremst.
Ich habe meinen Fussmarsch auf dem Südufer fortgesetzt. Durch das Oltrarno Quartier, an der alten Stadtmauer vorbei in Richtung Parco delle Cascine. Den Rundgang habe ich hier aufgezeichnet.

Pescaia di Santa Rosa

Mitte der Woche hatten wir zwei Regentage. Ich war zu Hause geblieben und hab die Zeit für Lernen und Hausarbeiten genutzt. In einem vier Personen Haushalt mit nur einer Waschmaschine, wird das Waschen zu einer Herausforderung. Weil es zudem regnete, musste die Wäsche auf einen Wäscheständer im Hause trocknen, während die nächste Mitbewohnerin auf den freien Ständer wartete.

Wenn man in Florenz ist, kommt man nicht um ihn herum. Er ist der Anziehungspunkt in der Stadt. Die gewaltige Kuppel ist ein Wunderwerk der Baukunst des 15. Jahrhundert des Architekten Filippo Brunelleschi. Allein der Bau der Kuppel dauerte 16 Jahre und ist eine technische Meisterleitung der frühen Renaissance. Der Duomo oder die Kathedrale Santa Maria del Fiore, wie die Bischofskirche auch genannt wird.
Nur zu gerne hätte ich das Bauwerk von innen betrachtet. Die lange Menschenschlange vor dem Eingang hat mich mehrmals davon abgehalten. Die Wartezeit für den Einlass beträgt zeitweise zwischen einer und zwei Stunden. Geplante Führungen dürfen ohne eine Wartezeit hinein. Eine Führung kostet je nach Dauer, zwischen 22 und 70 Euro. Gesprochen wird ausnahmslos in Englisch.
Eine knapp vier Minuten lange Dokumentation auf YouTube illustriert den Bau der Kuppel anhand eines Zeichentrickfilms. Dazu muss man wissen: Der Erbauer, Filippo Brunelleschi, war gar kein Architekt, sondern Goldschmid.

Kathedrale Santa Maria del Fiore

Wenn ich aus der Stadt entfliehen möchte, gehe ich in den Parco delle Cascine. Der Park bietet viel Natur und Ruhe. Zudem ist er ein Ort, wo sich der Florentiner vom Alltag erholt oder Sport treibt. Ich habe im zweiten Wochenbericht darüber berichtet.
Er ist leider auch ein Aufenthaltsort für Migranten aus Afrika. Sie leben hier ohne Dach über dem Kopf. Betteln die Leute um Geld an oder verkaufen Drogen. Unheimlich wird es dann, wenn Sie plötzlich im Wald vor dir stehen und dich von oben bis unten mustern. Die Polizei war heute mit einem Grossaufgebot vor Ort. Bis auf ein Erlebnis, hatte ich keine Erfahrungen mit Kriminellen machen müssen. Den Spaziergang habe ich hier aufgezeichnet.

Florenz – vierter Wochenbericht

Letzte Woche bekam ich Besuch von meiner Familie. Wir waren uns einig, nicht im Touristenstrom von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu pilgern. Ausgehend vom Piazzale Michelangelo und der Kirche San Miniato al Monte, folgten wir der Viale Galileo, welche die Quartiere San Niccolo und Oltrarno verbindet. Nach etwa einer Viertelstunde verliessen wir die Strasse und folgten einem schmalen Weg den Hügel hinab, vorbei an einzelne Häuser und Olivenhaine. Während zwanzig Minuten wurde unser Spaziergang begleitet von Stille. Es gab keine Autos, die hupend vorbeifuhren, keine Touristen, die auf engen Gehwegen plötzlich stehen blieben, um Selfies zu machen. Es fühlte sich an, als wären wir die einzigen Menschen in der Stadt.

Auf der Via dell’Erta Canina

Ein weiterer Ausflug brachte uns nach Fiesole. Bei strömenden Regen fuhren wir mit dem Bus hinauf in die Hügel. Dort besichtigen wir den Dom und das Kloster San Francesco. Der Regen trieb uns bald in ein Bistro, wo wir uns aufwärmten und etwas tranken. Das Kloster San Francesco bietet bei schönem Wetter einen fantastischen Blick auf die Hügel von Fiesole und der Stadt Florenz. Es war aber ausser Regen und Nebel nicht viel zu sehen. Über Fiesole habe ich im zweiten Wochenbericht berichtet.

Es gibt eine Touristenattraktion, die wir uns nicht haben entgehen lassen. Der Sightseeing Bus durch Florenz. Während einer Stunde fährt er im dichten Verkehr durch die Stadt. Man darf getrost die Fahrt geniessen, während der Fahrer durch die engen Strassen zirkelt und dabei höllisch auf Fussgänger aufpassen muss. Auch Bistro Gäste, welche an den Strassenrändern ihren Spritz trinken, sollten ihre Hände besser auf dem Tisch lassen, wenn der Hip On-Hip Off Bus durch das Quartier Santa Croce fährt.
Mit dem Bus durch das Quartier

Mitte der Woche suchten meine Tochter und ich die Biblioteca delle Oblate auf, in unserer Tasche einige Bücher und Schulunterlagen, um auf der überdachten Terrasse in aller Ruhe zu arbeiten. Über die Bibliothek habe ich im ersten und dritten Wochenbericht berichtet. Wir besorgten uns einen Bistro Tisch und zwei Stühle, die in einer Ecke der Terrasse standen, und begannen, etwas abgelegen von den anderen Studierenden, mit unserer Arbeit. Nach einer Dreiviertelstunde baute sich plötzlich ein Angestellter vor uns aus. Er erklärte uns, dass dieser Bereich nur von Studenten benutzt werden darf. Touristen dürfen keine Tische und Stühle benützen. Herumspazieren sei erlaubt, sich setzen aber verboten.

Schneller als erwartet ging die gemeinsame Zeit vorüber und meine Familie musste den Heimweg antreten. Geblieben sind großartige Momente und viele lustige Augenblicke. Obwohl das Wetter nicht immer rosig war, haben wir die Zeit zusammen sehr genossen.

Ein grosser Schreck erwartete mich dann zu Hause. Während meiner Abwesenheit wurde in die WG eingebrochen. Alle Zimmertüren standen offen. Schränke und Schubladen wurden durchsucht. Nach einer ersten Einschätzung wurde mir persönlich nichts gestohlen. Einzig ein Handy einer Mitbewohnerin wurde entwendet, welche am gleichen Tag Anzeige erstattete.

Bei einem weiteren Streifzug durch die Stadt, stiess ich auf den Cimitero degli Inglesi. Der englische Friedhof, wie er hier genannt wird. Er liegt an der Piazzale Donatello auf einer natürlichen Anhöhe, die Anfang des 19. Jahrhundert ein beliebter Aussichtspunkt für Zuschauer der Fußballpartien auf der anliegenden Wiese war, der heutigen Viale Matteotti. Heute befindet sich der Hügel inmitten der Ringstrasse. Das heutige Erscheinungsbild des Friedhofs geht auf einen Entwurf von Giuseppe Poggi aus dem Jahr 1870 zurück, als die Stadtmauern für die Errichtung des Piazzale Donatello abgerissen wurde.
Vor 1827 konnten in Florenz verstorbene Nichtkatholiken und Nichtjuden nur in Livorno bestattet werden. Im Jahr 1827 erwarb die Evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz Land vor der mittelalterlichen Mauer und dem Tor von Porta a Pinti.
Zwischen 1827 und 1878 fanden hier die sterblichen Überreste von 1409 Personen aus 16 unterschiedlicher Nationalitäten ihre letzte Ruhe, darunter 760 Engländer und 433 Schweizer – Unternehmer genauso wie Kulturschaffende.
Eine Insel des Friedens